Die "Landshuter Hochzeit 1475" zwischen dem Herzog Georg von Bayern-Wittelsbach (1455 - 1503) und Hedwig (1457 - 1502), Tochter des Königs von Polen aus dem Hause der Jagiellonen, war eine politische Verbindung gegen die von den Türken drohenden Gefahren, aber auch ein glanzvolles Fest des ausgehenden Mittelalters.
Gast bei dieser Feier war der deutsche Kaiser Friedrich III, seine Soldaten waren die Reisigen, die 20 Jahre später auch die "Landsknechte" genannt wurden.

Die Landsknechte waren Söldner, also Soldaten, die für Geld kämpften. Ihre hohe Zeit begann im 15. Jahrhundert und endete gegen 1680. Die wesentlichen kriegerischen Auseinandersetzungen des ausgehenden Mittelalters und der beginnenden Neuzeit wurden von den Landsknechten geführt.
Erbkriege der Fürsten, die Unabhängigkeit der Schweiz, dynastische Auseinandersetzungen, die Glaubensreformation in Europa und die katholische Gegenreformation, die Bauernkriege, der 30jährige Krieg,
die Eroberung der Karibik und von Teilen Lateinamerikas.

Mit den Landsknechten änderte sich die Art der Kriegsführung. Durch verschiedene Kampftechniken waren sie weitgehend unangreifbar und dennoch in der Lage, schwergepanzerte Ritter vom Pferd zu ziehen und zu töten. Mit der Einführung der Feuerwaffen änderten sich die Kampftechniken erneut. Die Landsknechte wurden endgültig abgelöst durch nationale Massenheere. Die Landsknechte waren ein Kriegsvolk, das stolz und selbstbewusst mit eigenem Recht demokratisch und gewerkschaftsähnlich organisiert, ihre Interessen auch gegenüber demjenigen, dem sie gerade dienten, durchsetzten.

Die Reisigen der "Landshuter Hochzeit 1475" sind Bestandteil des Vereins "Die Förderer" e.V. und sind ein vierstimmiger Männerchor von 120 Mann; die 10 Marketenderinnen bilden einen Frauenchor. Es wird das Liedgut des späten Mittelalters gepflegt.


Die Marketenderinnen

     

Wesen der Reisigen
von unserem Chefhistoriker
Christopher Kiel

 

Die deutschen Landsknechte waren Heereshaufen, erschaffen nach dem Vorbild der Schweizer Fußtruppen. In der Regel wurden Landsknechtsregimente, sogenannte "Fähnlein", auf Befehl des Kriegsherren durch einen Obersten zu Beginn eines Feldzuges aufgestellt, und, nach getaner Arbeit, wieder entlassen. Diese Obersten waren oft charismatische und überregional bekannte Führungspersönlichkeiten, denen der Ruf des Erfolgs und der schnellen, reichen Beute vorauseilte. Als Beispiele seien hier Georg von Frundsberg, Sebastian Schärtlin von Burtenbach und Konrad von Bemelberg - besser bekannt als "Der kleine Hess" - angeführt. Die Landsknechte, oft Veteranen ohne momentanen Dienstherren, wurden nun per öffentlicher Bekanntmachung zu einem Musterungsplatz eingeladen, dort gemäß ihrer körperlichen Eignung und ihrer Ausrüstung eingestuft, und vertraglich durch den "Artikelbrief" verpflichtet. Am Ende des "Arbeitsverhältnisses" erhielten sie sog. "Paßporte", die im Wesentlichen als Empfehlungsschreiben an künftige Oberste als "Arbeitgeber" dienten.
Dem Landsknechtsverband stand also (nach dem Kriegsherrn) der Oberst vor, ihm zur Seite standen die von ihm bestallten Hauptleute. Weitere wichtige Ämter waren der Schultheiß, also der Regimentsrichter und -rechtspfleger, der Profosen, eine Art von "Regiments-Staatsanwalt", sowie die Proviant-, Quartier- und Wachtmeister.


Die Fahne der Reisigen

Ein besonderes Selbstverständnis der Landsknechte manifestierte sich in der Regimentsfahne. Zwar diente sie durch das gesamte Mittelalter insbesondere als Orientierungszeichen in der Schlacht, und verlor diese Bedeutung auch im Spätmittelalter und in der Neuzeit nicht, allerdings wandelte sich das taktische Operieren der einzelnen Streitkräfte im Gefecht: anstelle der mittelalterlichen Aufsplitterung in Zweikämpfe " Mann gegen Mann" trat nun das Aufeinandertreffen von Kampfverbänden, so daß ein weithin sichtbares Sammlungszeichen nicht mehr nötig war. Die Fahne wurde nun zu einem Integrationsobjekt, einem Symbol der Ehre und der Identifikation. An ihre Träger- eben die Fähnriche - wurden besondere Anforderungen gestellt; sie sollten stark, charismatisch, erfahren und schlichtweg heldenhaft sein.

Zum Selbstverständnis der Landsknechte gehörte es auch, sich deutlich von der als faul und träge verachteten, bürgerlich- bäuerlichen Schicht zu distanzieren. So wurde ihnen 1530 sogar vom Augsburger Reichstag offiziell das Recht eingeräumt, ihre Kleidung individuell und willkürlich zu wählen. Eine Uniform im eigentlichen Sinne, selbst einheitliche Farben innerhalb des Fähnleins, wären wegen des Kommens von Rekruten und des natürlichen Abgangs durch Tod oder durch sonstige Beendigung des Dienstverhältnisses unpraktisch gewesen.